Haus der Geschichte Österreich SORA

100 Jahre Wahlverhalten: WählerInnenströme

  • Info
  • DE
  • |
  • EN
Zurück
Datenbasis

1919-1930

  • Sozialdemokratische Arbeiterpartei
  • Christlichsoziale Partei
  • Deutschnationale Parteien (1919) / Großdeutsche Volkspartei (ab 1920)
  • Deutschösterreichische Bauernpartei (1920) / Landbund (ab 1923)
  • Einheitsliste
  • Nationaler Wirtschaftsblock
  • Heimatblock

ab 1945

  • SPÖ
  • ÖVP
  • ÖVP (ab 2017)
  • KPÖ
  • WdU
  • FPÖ
  • GRÜNE
  • LIF
  • BZÖ
  • STRONACH
  • NEOS
  • PILZ
  • Sonstige
  • NichtwählerInnen

Parteinamen

1933–1938 Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur
Nach der Ausschaltung des Parlaments 1933 wurde die Republik Österreich in eine Diktatur umgebaut. Die 1934 erlassene Verfassung schaffte den Nationalrat auch offiziell ab, er wurde daher nicht mehr gewählt.

1938–1945 NS-Herrschaft in Österreich
1938 wurde Österreich in das nationalsozialistische Deutsche Reich eingegliedert. Während der NS-Herrschaft wurden keine demokratischen Wahlen durchgeführt. Das Parlamentsgebäude an der Wiener Ringstraße wurde durch die NSDAP übernommen und für die Verwaltung und Repräsentation der Partei genutzt. Nach der Befreiung 1945 war die erste Aufgabe einer provisorischen Regierung gemeinsam mit der alliierten Verwaltung die ersten Nationalratswahlen der 2. Republik vorzubereiten.

Zum WählerInnenstrom

100 Jahre Republik – 100 Jahre Wahlverhalten
erarbeitet von SORA Institut

Das SORA Institut, bekannt für präzise Hochrechnungen und Wahlanalysen seit 1994, lädt Sie ein, das Wahlverhalten in Österreich in den letzten 100 Jahren genauer zu untersuchen. Hier können Sie die Ergebnisse der WählerInnenstromanalysen für alle bisherigen Nationalratswahlen einsehen. Beginnend mit der Wahl zur Konstituierenden Nationalversammlung 1919 geben sie, eingebettet in wesentliche politische Ereignisse, einen detaillierten Einblick in das Wahlverhalten und die Dynamiken der jeweiligen Zeit:

  • Wie viele WählerInnen sind der zuletzt gewählten Partei treu geblieben?
  • Woher haben neu antretende Parteien Stimmen gewonnen?
  • Wie viele WählerInnen welcher Partei haben bei einer Wahl nicht teilgenommen?
  • Welche Gründe gibt es für diese WählerInnendynamik?

Hier finden Sie mehr Details dazu, wie SORA solche WählerInnenströme berechnet.

  • SORA Team: Christoph Hofinger, Günther Ogris, Evelyn Hacker, Corinna Mayerl, Paul Ogris
  • hdgö Team: Monika Sommer, Stefan Benedik, Birgit Johler, Eva Meran, Enid Wolf, Laura Langeder
  • Unterstützende Historiker: Dirk Hänisch, Nikolaus Thoman
  • Datenquellen: Dirk Hänisch, Thomas Hoffmann, wahldatenbank.at, BMI
  • KooperationspartnerInnen für Bild- und Videomaterial: ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichischer Rundfunk ORF, Parlamentsdirektion
  • Grafik, Gestaltung und Implementierung: datenwerk innovationsagentur GmbH
  • Medientechnik: 7reasons
  • FördergeberInnen: Bundeskanzleramt – Beirat für das Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Ein Forschungsprojekt von
SORA
in Kooperation mit
  • ORF
  • Parlamentsdirektion
gefördert von
Bundeskanzleramt – Beirat für das Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018 2018 - 100 Jahre Republik Österreich
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Impressum

SORA WählerInnenstromanalysen

WählerInnenstromanalysen zeigen die Veränderungen von Entscheidungen der WählerInnen im Vergleich zur vorigen Wahl. Sie bilden die Wanderungen von WählerInnen zwischen kandidierenden Parteien ab – oder von bzw. zur Gruppe der NichtwählerInnen. Somit wird sichtbar:

  • wieviele WählerInnen ihrer Partei treu geblieben sind.
  • wieviele WählerInnen einer anderen Partei ihre Stimme gegeben haben.
  • woher neu antretende Parteien Stimmen bekommen haben.
  • wieviele WählerInnen welcher Partei dieses Mal nicht wählen gegangen sind oder von NichtwählerInnen zu WählerInnen wurden.

Analyse ohne Befragungsdaten

SORA-WählerInnenstromanalysen basieren auf „Aggregatdaten“, also auf Ergebnissen von Bezirken, Gemeinden, Sprengeln etc. Von den dort errechneten statistischen Zusammenhängen wird auf das Verhalten der Wählerinnen und Wähler geschlossen.

Vorgegangen wird dabei etwa so: Wenn eine Partei bei der aktuellen Wahl im Schnitt genau in jenen Gemeinden stark ist, in denen eine andere Partei bei der Vergleichswahl stark war, interpretiert SORA das als Hinweis, dass viele WählerInnen zwischen diesen Parteien gewechselt haben.

Verfahren zur Berechnung

Das Verfahren dazu basiert auf Wahrscheinlichkeitsrechnung und heißt multiple Regression: „Regression“, weil die Parteienergebnisse der aktuellen Wahl auf die Parteienergebnisse der Vergleichswahl zurückgeführt (regrediert) werden. „Multipel“, weil SORA das aktuelle Wahlergebnis einer Partei gleichzeitig mit den Ergebnissen aller Parteien der Vergleichswahl in Beziehung setzt.

Die Gleichung für eine WählerInnenstromanalyse von der Nationalratswahl 2008 zur Nationalratswahl 2013 sieht etwa für die SPÖ 2013 so aus:

SPÖ2013 = b1 × SPÖ2008 + b2 × ÖVP2008 + b3 × FPÖ2008 + b4 × BZÖ2008 + b5 x Grüne2008 + b6 × Sonstige2008 + b7 × NichtwählerInnen2008.

Bezüglich demographischer Veränderungen wird für die Berechnung die Annahme getroffen, dass die wahlberechtigten Personen gleich bleiben, d.h. Zugänge durch Zuzug und ErstwählerInnen werden mit Abgängen durch Wegzug und Verstorbene gleichgesetzt. Unterschiede in der Anzahl der Wahlberechtigten zwischen den beiden betrachteten Wahljahren werden über die Anzahl der NichtwählerInnen ausgeglichen. Wenn die Anzahl der Wahlberechtigten ansteigt, so gelten diese „neuen“ Wahlberechtigten bei der Vergleichswahl als NichtwählerInnen.

Hochrechnung

Auch die SORA-Hochrechnung, die Einschätzung von Ergebnissen vor einer Wahl, beruht auf der WählerInnenstromanalyse. Mittels der WählerInnenströme, die auf Basis der ausgezählten Stimmen berechnet werden, schließt SORA so auf das Gesamtergebnis.

Dahinter liegt die Annahme, dass Trends in sozial ähnlichen Sprengeln ähnlich ausfallen werden. Im Vorfeld der Wahl müssen daher ähnliche Gruppen von Sprengeln identifiziert werden, in denen auch am Wahltag vergleichbare WählerInnenbewegungen zu erwarten sind.

Aufgrund des Wahlgeheimnisses lassen sich WählerInnenstromanalysen nachträglich nicht letztgültig überprüfen. Vergleichsstudien mit sogenannten Exit Polls, also Befragungen nach einer Wahl, zeigten jedoch, dass das beschriebene Verfahren auf Basis von Aggregatdaten sehr verlässlich ist.

Weiterführende Literatur

  • Hofinger, Christoph / Ogris, Günther (2002): Orakel der Neuzeit: Was leisten Wahlbörsen, Wählerstromanalysen und Wahltagshochrechnungen?, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft (31), 143–158.
  • Longchamp, Claude (2004): Das unausgeschöpfte Potenzial der gleichzeitigen Verwendung von Individual- und Kollektivdaten. gfs.bern.
  • Laurenz Ennser-Jedenastik (2016): Wie Wählerstromanalysen funktionieren. derStandard.at, 27. April 2016.